Während Konservative und Rechte jedes Mal „Cancel Culture!“ („Maulkorb“) brüllen, wenn rassistische oder sexistische Äußerungen oder Klischees kritisiert werden, treiben sie in den USA eine tatsächliche Cancel Culture voran: Die Zahl der Bücher, die aufgrund von Beschwerden aus Schulbibliotheken entfernt werden, wächst dramatisch. Ins Fadenkreuz geraten dabei Werke, die Geschichten aus Perspektiven erzählen, die nicht ins rechtskonservative Weltbild passen – Bücher über Rassismus und Sexualität verschwinden aus den Regalen, sogar Bücher über Rosa Parks und Martin Luther King. Für internationales Aufsehen sorgte das Verbot von Art Spiegelmans Comic „Maus“ in Tennessee. „Maus“ erzählt die Geschichte des Faschismus und des Holocaust. Spiegelman arbeitet darin seine eigene Familiengeschichte auf – seine Eltern überlebten Auschwitz, während der Großteil seiner Familie ermordet wurde. In Virginia wollen Vertreter der Schulbehörde ganz offen Bücher verbrennen. All dies ist nicht das Werk „besorgter“ Eltern, sondern ein gezielter ideologischer Vorstoß rechter Kreise rund um die Republikaner. Widerstand dagegen leisten vor allem die Beschäftigten der Bibliotheken und Büchereien selbst, welche verbotene Bücher weiter anbieten und dafür Strafen und sogar Morddrohungen riskieren.