Der Versuch der FPÖ, am 14.3., in Liesing aufzumarschieren endete in einem ziemlichen Reinfall. Anstatt der erwarteten 4000-6000 Menschen tauchten gerade einmal max. 1000 Menschen auf, ein großer Teil davon FPÖ-Funktionäre, Hooligans und Neonazis. Da ist es keine Überraschung, dass es auch nach der FPÖ-Kundgebung zu Übergriffen und Provokationen durch Rechtsextreme kam.
Auf der anderen Seite, laut Offensive gegen Rechts, bis zu 3000 Menschen, jung, alt, AktivistInnen, Flüchtlinge und AnwohnerInnen. Die vielen Liesinger darunter zeigten, genauso wie unterstützende Transparente aus verschiedenen Fenstern, dass es genug Menschen in Liesing gibt, die sich nicht von der FPÖ vereinnahmen lassen wollen. Das machte auch Brigitte Kugler, AHS-Lehrerin und Anwohnerin, in ihrer Rede klar: „Ich fühle mich nicht von der FPÖ vertreten und ich will mich sicher nicht von der FPÖ beschützen lassen!“ außerdem konterte sie die rassistischen Pseudo-Frauenrechtler die immer wieder behaupten, dass sie „unsere“ Frauen schützen: „Wir Frauen sind nicht der Besitz der 'besorgten‘ Bürger!“
Im SLP-Block mit dabei waren BetriebsrätInnen, AnwohnerInnen und FlüchtlingsaktivistInnen. Mit unserer Flyern und Transparenten machten wir klar, dass in Österreich genug Vermögen vorhanden ist, um Jobs, Wohnungen und Sozialleistungen für alle zu ermöglichen. Immerhin besitzt das reichste Prozent fast 700 Milliarden Euro. Der beste Weg, den Rechten die Basis abzugraben, bleibt ein solidarischer Kampf von Flüchtlingen und „ÖsterreicherInnen“ für ein besseres Leben für alle und gegen die rassistische Spaltung von oben.
Dabei stehen uns auch die Regierungsparteien gegenüber, die rassistische Gesetze beschließen und Flüchtlinge und Menschen, die schon länger in Österreich wohnen, gegeneinander ausspielen - und so den Rechten die Menschen in die Hände treiben. Kurz und bündig fassten die DemonstrantInnen auf der Demo die österreichische Innenpolitik zusammen: „Strache macht die Hetze – Faymann die Gesetze!“
Um darüber zu diskutieren wie wir in Zukunft die Rechten zurückdrängen können, gibt es am 15.3. eine Diskussion mit FlüchtlingsaktivistInnen aus dem Dusika-Stadion. Dort wollen wir besprechen, wie wir rechte Gewalt gegen Flüchtlinge stoppen können
FB-Veranstaltung: https://www.facebook.com/events/1283493638332657/
Rede von Brigitte Kugler, Anwohnerin und AHS-Leherin
Ich bin vor 24 Jahren mit meinem Mann und meinem acht Monate alten Sohn in den 23. Bezirk gezogen und wohne in der Nähe des Flüchtlingsheimes auf der anderen Seite der Bahnlinie.
Kurz nach Weihnachten fand ich an die Postkästen geklebt diesen Flyer, von dem ich zum ersten Mal erfahren habe, dass in der Ziedlergasse Flüchtlinge einziehen werden.
Und es gibt sogar einen Punkt, wo ich den Verfassern dieses Pamphlets Recht geben muss:
Es ist ein Skandal, dass die Bevölkerung im Vorhinein nicht informiert und in die Entscheidung eingebunden wurde. Denn hier leben nicht nur Leute, die sich von der FPÖ gegen Flüchtlinge aufhetzen lassen. Und es ist ein Armutszeugnis der verantwortlichen Politik, die Flüchtlinge in Massenquartieren unterbringt anstatt ihnen Wohnungen zur Verfügung zu stellen.
Aber dafür hätte die Stadt Wien nicht schon vor Jahren ihre Wohnbaumaßnahmen einstellen dürfen. dafür wäre vorausschauendes Handeln notwendig gewesen, dafür hätte man den Blick etwas weiter in die Zukunft richten müssen als nur bis zur nächsten Wahl.
Stattdessen richten die Verfasser dieses Flyers - sie hatten leider nicht den Mut, ihre Namen darunterzuschreiben - ihren Blick in die Zukunft und spielen Orakel: sie wissen ganz genau, was passieren wird!
„Der Wert der Wohnungen und Häuser wird schlagartig sinken“ steht da: wunderbar!
Dann kann ich mir vielleicht endlich leisten, meine Mietwohnung in ein Eigentum verwandeln, wie es mir seit Jahren zu unzumutbaren Preisen, die immer weiter gestiegen sind, angeboten wird!
„Der Spielplatz in der Tullnertalgasse wird von Asylanten belegt werden“ steht da: Wie bitte?
Ich werde euch was sagen, liebe Leute: mein Sohn ist auf diesem Spielplatz groß geworden und er hat dort auf dem Fußballplatz seine ersten Tore geschossen - schon vor 10, 15 Jahren in Eintracht mit kroatischen, türkischen und albanischen Kindern und Jugendlichen: das waren die Kinder der Flüchtlinge von damals! Ich habe nie erlebt, dass es irgendwelche Probleme gegeben hätte. Und warum? Weil sich niemand eingemischt hat, weil sich niemand als „besorgter Bürger“ aufgespielt hat und weil uns die FPÖ damals in Ruhe gelassen hat!
„Wollen wir wirklich, dass sich unsere Frauen in der Dunkelheit fürchten müssen?“ steht da:
Mir gefällt dieser Satz nicht. Mir gefällt das Wort „unsere“ nicht. Wir Frauen sind nicht der Besitz der „besorgten“ Bürger, die solche Pamphlete verfassen! Ja, ich habe Angst in der Dunkelheit - wenn mir betrunkene Wiener auf der Straße entgegenkommen. Seit ich denken kann, habe ich da Angst und ich wechsle die Straßenseite und ich kann mich nicht erinnern, dass mir in so einer Situation irgendein „besorgter“ Mitbürger schützend zur Seite gestanden wäre!
Gestern Vormittag bin ich zum ersten Mal zum Flüchtlingsheim in die Ziedlergasse hinuntergegangen, um dort zu fragen, was sie brauchen und welche Sachen man spenden könnte. Als ich den Eingang nicht gleich fand, hat mich ein älterer Herr angesprochen, der dort gerade seine Hunde spazieren führte. Wir kommen so ins Gespräch und er erzählt mir, dass er Anfang letzter Woche im Heim war, und dann schaut er mich an und meint: „Sie haben auch keine Angst, oder?“
Nein, ich habe keine Angst und der ältere Herr, der in der Ziedlergasse seine Hunde spazieren führt, hat auch keine Angst! Und ich stehe hier für alle, die im 23. wohnen und keine Angst haben!! Und ich fühle mich nicht von der FPÖ vertreten und ich will mich sicher nicht von der FPÖ beschützen lassen!